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ePaper created 2014-01-09, 08:22:40 | version 1.26.00
92 3 2013 SkandinavienWinterreise navische Traumwelt ein. Zwischen den Bergen im Osten und der Küste des Nordmeers stelle ich mir meine Route spontan zu- sammen. Meist findet sich nachts ein schönes Fleckchen zum Campen. Ich nehme mir Zeit, die beeindruckenden Land- schaften zu erkunden, mit einem ständigen Blick nach oben, zum Himmel, wo die Nordlichter noch auf sich warten las- sen. Die Reise führt vorbei an den traumhaften Lofoten im Westen. Schon längst befinde ich mich auf den Straßen des nördlichsten Landesteils »Nord Norge«. Die Tage sind kurz und von Dunkelheit bestimmt. Täglich steht die Sonne etwas tiefer am Himmel, bis sie sich ab dem 66. Breitengrad end- gültig hinter den Horizont verabschiedet. Der hohe Norden: eine sternenklare Vollmondnacht steht bevor. Mit dem kleinen Einzylinder kämpfe ich mich quer durch einen unbekannten Wald, querfeldein über Stock und Stein bis zum Ufer eines Fjordes. Ein traumhafter Ort. Frostig kalt ist es. Minus 14 Grad zeigt das Thermometer. Von einem großen Felsen aus lässt sich leicht bis zur anderen Seite des Ufers blicken. Verschneite Berge sind dort zu sehen. Lichter eines kleinen Dorfes spiegeln sich in der Wasseroberfläche, und dunkle Wälder zur Rechten zeichnen eine klare Linie zwi- schen Himmel und Erde. Was für eine Ruhe! Genau zu jenem Moment, als ich so ruhig und in Ge- danken dastehe, baut sich eine riesige Aurora über mir auf. Pulsierend wird sie immer stärker, bis ein kräftiges Grün fast den ganzen Himmel bedeckt. Sie windet und dreht sich in alle Richtungen, verändert ihr Erscheinungsbild von Sekun- de zu Sekunde. Mit offenem Mund stehe ich da, kann mei- nen Augen kaum glauben. Weiter entfernt färbt sich der Him- mel rot und sogar etwas blau. Eindrucksvoll vermischen sich die Farben. Ich komme mir vor wie in einer Disko. Aber der Raum hier ist größer, grenzenlos, bis weit über den Horizont erstreckt sich die arktische Nacht. Ein unendlich buntes Na- turschauspiel. Was für ein schönes Geschenk hat die skandinavische Arktis mir hier gemacht! Der lange Weg, all die Anstrengun- gen und Strapazen haben sich schon gelohnt. Es gibt Mo- mente im Leben, welche man nicht mehr vergisst. Eben durfte ich genau solch einen erleben, was mich mit großem Glück erfüllt. Nach dem schönen Erlebnis fahre ich wie beflügelt wei- ter, mitten durch die schneeweiße Winterlandschaft. Bestes Eis auf den Straßen bringt Motorradspaß pur. Die letzten Ki- lometer bis zum Nordkap sind jedoch ebenso dramatisch wie spektakulär. Starke Winde und erneuter Schneefall ver- langen mir einiges ab. Im Stockdunkeln ist es schwer sich zu orientieren. Schließlich passiere ich die leeren Ticketstände Nur ganz knapp und für einige Momente steigt die Sonne im Polarwinter über den Horizont (rechts). Zelten direkt am Nord- kap (gr. Bild). Vereiste Fahr- bahn (ganz rechts).