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Touratech Travel Time 03_2013 deutsch

„Simbabwe ist für mich ein Land voller Über- raschungen und möglicher Perspektiven. Ich habe es mir karger und ärmer vorgestellt.“ Jan-Peter Sölter Kameramann und Abenteuerreisender BMW F 800 GS Adventure, Modelljahr 2013. 28 3 2013 SIMBABWEREISE Piste?«, »Polizeikontrolle. Freundlich winken und vorbeifah- ren!«, »Esel!« Als uns dann noch ein Lkw auf unserer Spur entgegen- kommt, ist es definitiv Zeit für eine kurze Mittagspause mit blutdrucksenkenden Mitteln. In Monze kehren wir in einem Straßen-Restaurant ein. Heute im Angebot: »Nshima (Meis- brei) mit Huhn«. Die Einheimischen sind gut drauf. Ein Deut- scher, der seit vielen Jahren in Sambia lebt, fasst unsere Eindrücke in einem Satz zusammen: »Afrika ist nicht der verlo- rene Kontinent ohne Zukunft, wie viele glauben.« Wie sich der Sambesi auf einer Breite von 1708 Me- tern in eine 110 Meter tiefe und enge Felsschlucht stürzt, ist ein unglaubliches Spektakel. Die Kraft der Wassermassen ist unbeschreiblich. In der Regenzeit schießen bis zu 10.000 Kubikmeter Wasser in der Sekunde über die Kante. Genau- so wie man seinen Blick einfach nicht von einem Feuer ab- wenden kann, muss man immer wieder in die schäumende Gischt schauen. Mit einer Ponton-Fähre geht es über den Grenzfluss Sam- besi hinüber nach Botswana. Kaum angekommen, werden wir von einer Herde Elefanten begrüßt. Die Dickhäuter gehö- ren hier zum alltäglichen Bild. Ende 2001 lernte ich Steve Pope, einen weißen ­Guide aus Kariba, kennen. Mit ihm war ich zu einer Walking Safa- ri in den Mana Pools Nationalpark aufgebrochen. Damals, wir waren, wie gesagt, zu Fuß unterwegs, erlebte ich den Scheinangriff eines Löwen aus nächster Nähe. Der imposan- te Anblick Kavingas (so hieß der Löwe), wie er wenige Me- ter von uns entfernt mitten im Lauf innehielt und dabei riesi- ge Staubwolken aufwirbelte, während wir wie angewurzelt auf der Stelle standen und ihn anstarrten, hatte sich mir so eingebrannt, dass ich dieses Erlebnis unbedingt wiederho- len wollte. Ich versuchte, mit Steve erneut Kontakt aufzunehmen. Dann las ich auf seiner Webseite, dass er, gerade Anfang 60, einem Krebsleiden erlegen war. Ich war traurig und schockiert. Steve war einzigartig, durch und durch wild. Er liebte Löwen, sah mit seiner Lockenmähne selbst ein bisschen wie einer aus. Unerschütterlich hatte er auch um das Überle- ben der letzten Nashörner gekämpft. Kukonje Island in Botswana Von ein paar Deutschen auf Männertour bekamen wir unter- wegs den Tipp, zur Sowa Pan zu fahren. Südlich von Nata zweigt eine sandige Wellblechpiste von der Hauptroute ab. Immer am Weidezaun entlang führt sie zum Salzsee, der nur jetzt, in der Trockenzeit befahrbar ist. Fesch-Fesch-Felder wechseln sich mit Schotter ab. Dichter Staub erschwert die Sicht. Nachdem wir kurz vor Sonnenuntergang das letzte Tor passiert haben, rollen wir Richtung Kokonje Island hinaus. Es ist, als ob wir auf Asche führen. Weiß und trocken. Wir zie- hen lange Staubfahnen hinter uns her. Die fast ein Zentimeter dicke Kruste der Salzpfanne birst unter unseren Reifen. Unser Zelt steht unter einem uralten Baobab. Es ist ganz still. Über uns leuchten der Vollmond und die Sterne. Dies sei ein heiliger Ort, sagen die Einheimischen. Genauso be- gann die Reise in meinem Kopf und so hört sie tatsächlich auf. Simbabwe Der Weg des früheren Rhodesien in die Un- abhängigkeit war lang und beschwerlich. 1923 wurde das Land offiziell zur britischen Kolonie er- klärt. Systematisch beschnitten verschiedene Gesetze die Rechte der Schwarzen. Die gerechte Landverteilung zwi- schen Schwarzen und Weißen ist seitdem ein zentrales Kon- flikt-Thema. Im Zuge der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung in den 1960ern kam es zu einem offenen Befreiungskrieg. 40.000 Menschen starben,80.000 flüchteten; das Land war wirtschaftlich ruiniert. Nach dem Waffenstillstand wurden im Februar 1980 die ersten freien Wahlen abgehalten. Überraschenderwei- se reichte der neue Premierminister Robert Mugabe den Europäern versöhnlich die Hand. Seine politischen Intenti- onen waren anfangs durchaus integer, zielten auf Frieden und eine gemeinsame Zukunft. Dürreperioden und innen- politische Querelen schwächten jedoch den zaghaften Auf- schwung des Landes. Seit langem macht die Regierung durch Machtmissbrauch, Korruptionsaffären, Vetternwirt- schaft, rechtswidrige Verfassungsänderungen, Wahlmani- pulation, Zwangsenteignungen von Farmen, Einschränkung der Pressefreiheit und einem äußerst brutalenVorgehen ge- gen die Opposition negativ von sich reden. Offiziell präsidiale Republik, ist Simbabwe tatsächlich eine von Mugabe dominierte Diktatur. Der Despot ist das Gesetz.

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