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Touratech Travel Time 03_2013 deutsch

»Mein Eindruck von Simbabwe ist sehr ambi- valent: einerseits hatten wir mehrere Begeg- nungen mit der Polizei, nicht schlimm, aber unerfreulich und in den jeweiligen Situationen auch beklemmend; andererseits waren die Leute, die wir unterwegs getroffen haben, im- mer gut drauf, interessiert und uns sehr wohl- gesonnen. Am meisten beschäftigt mich noch jetzt die Begegnung mit einem Engländer am Mount Selinda. Er sagte, er sei glücklich in Simbabwe zu leben, er könne hier mit seiner schwarzen Frau und seinem Kind in Frieden leben, in Südafrika war das für ihn und seine Familie so nicht möglich. Nur zwei Eindrücke; ich denke, man muss sehr viel Zeit an einem Ort verbringen, um auch nur eine Ahnung da- von zu bekommen, wie die Menschen denken und empfinden.« Wolfgang Danner Fernseh-Journalist und Genussfahrer BMW R 1200 GS Adventure, 2. Generation, Modelljahr 2010. 26 3 2013 SIMBABWEREISE Wortspiele Überall wo wir auftauchen, werden wir geradezu enthusias- tisch begrüßt. Sofort bildet sich eine neugierige Menschen- traube um uns. Die Kinder wollen uns anfassen, sich auf die Motorräder setzen; die Erwachsenen stellen Fragen über Fra- gen. Es entspinnen sich lustige Frage-Antwort-Spiele. Afrikanerin: »Sister, give me your bike (Schwester, gib’ mir dein Motorrad)!« Ramona: »Do you know how to ride (Kannst du Motorradfahren)?« Afrikanerin: »Yes, I know how to read and write. (Ja, ich kann lesen und schreiben).« Eines Abends – wir sitzen in der Nähe eines kleinen Dor- fes um ein Lagerfeuer – bekommen wir Besuch von drei jun- gen Männern. Die Dorfältesten hätten sie geschickt. Diese seien verwundert, wollten wissen, wer wir sind und was wir hier tun. »What is your mission (In welcher Absicht seid ihr zu uns gekommen)?« »Wir kommen als Freunde. Wir möchten Land und Leute kennenlernen. Sind wir hier sicher?« »Ja. Es gibt weder Löwen, Leoparden, Elefanten noch Tsetsefliegen.« Bestimmt wird man noch lange Zeit von uns reden, weil es nicht so oft passiert, dass Außerirdische hier auftauchen. Lake Kariba Wir sind in Makuti, am Rande des Zambezi-Escarpments, angekommen. Auf 77 Kilometern schlängelt sich die Stra- ße in unzähligen Kurven hinunter ins Sambesital. Bis Kariba überwindet sie einen Höhenunterschied von fast 1000 Me- tern. Es wird 10 Grad wärmer und schwüler. Die Landschaft wirkt surreal. Laut Schildern befinden wir uns nun im Elefan- tengebiet. In und um Kariba leben über 20.000 Menschen mit wilden Tieren friedlich zusammen. Die einsame, von Schlafkrankheit verseuchte Gegend wurde in den 1950ern wirtschaftlich interessant, als man hier den größten Stausee der Welt bauen wollte. Mit dem Wasser des Sambesi soll- te die trockene Gegend bewässert und die Stromversorgung des Landes, das damals noch Rhodesien hieß, gesichert wer- den. Um das ehrgeizige Projekt zu realisieren, musste zu- nächst eine Straße gebaut werden. Das unwegsame Gelän- de galt als extrem schwierig zu vermessen. Jemand kam auf die Idee, den alten Elefantenpfaden zu folgen, da die Tie- re seit jeher den einfachsten Weg hinunter ins Tal wählten. 57.000 Tonga wurden zwangsumgesiedelt. Der Bau, der eine Million Kubikmeter Beton und tonnenweise Stahl ver- schluckte, war eine technische Meisterleistung unter härtesten Bedingungen. Die Mittagstemperaturen kletterten auf über 50 Grad Celsius, und die glühend heißen Werkzeuge muss- ten in Wassereimern gekühlt werden. Wir campen direkt am See. Nachts kommen Flusspfer- de aus dem Wasser. Es ist ein wunderbares Afrika-Bild, als drei riesige Kolosse im Mondlicht laut schmatzend am Ufer stehen und grasen. Am nächsten Morgen rennt eine Zebra- herde mit einem ungestümen Fohlen zwischen den Zelten um- her. So einladend der See ist, wegen der Krokodile verknei- fen wir uns ein Bad. Über einen kleinen, gemütlichen Grenzübergang gelan- gen wir in ein neues Land. In Sambia Der Oktober heißt Suizid-Monat, weil es nicht selten über 40 Grad heiß ist. Von ein paar wenigen Kurven abgesehen, führt die Straße vom Karibasee nach Livingstone kerzengerade- aus durch verdorrte Landschaft. Uns wird trotzdem nicht lang- weilig. Die Gespräche über die Gegensprechanlage zwi- schen Herbert und mir laufen so ab: »Achtung! Ölspur in der Kurve!«, »Ziege rennt über die Fahrbahn!«, »Hast du rechts den ausgebrannten Bus gesehen? Wahnsinn!«, »Langsam! Hub- bel!«, »Hier kommt eine Bau- stelle.« »Ist das etwa diese ewig lange, schmierige Schlagloch- Die afrikanische Lebens- freude ist ansteckend (oben re.). Durchs Unterwegssein auf Pisten und Campen im Busch ist man dem Land ein Stück näher als auf Asphalt und in Hotels (Mitte re.). Mit Mr. Funnel wird Tan- ken aus dem Fass leicht ge- macht (unten re.). Markant und gleichzei- tig bizarr: der afrikanische Affenbrotbaum (außen re.)

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