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Touratech Travel Time 03_2013 deutsch

REPORTAGELESER 42 3 2013 den Parkplatz an der Sehenswürdigkeit – und sind damit in einer anderen Welt. Touristen in blütenweißen Shorts steigen aus sauberen Geländewagen. Den Ayers Rock, in der Sprache der Aborigines Uluru ge- nannt, besuchen wir bei Sonnenuntergang. Die Farbe des Berges wandelt sich von einem blassen Rosa in ein intensives Rot, der Himmel erscheint von hellbau in schwarz. Zwecks Gepäckoptimierung schicken wir ein Paket mit vier Kilo warmen Klamotten nach Hause – von der Kältewel- le wissen wir nichts. Die beginnt ja erst am nächsten Tag. Im Regen packen wir zusammen, und im Wolkenbruch errei- chen wir nach 90 Kilometern Curtain Springs, ein ungeheiz- tes Roadhouse. Vier Becher Kaffee wärmen uns. Die 220 Ki- lometer zum Kings Canyon sind nass und bei neun Grad eiskalt. Maren kann vor Kälte nicht mehr sprechen, sie zittert ziemlich stark. Bei Hotelpreisen von 300 Dollar entscheiden wir uns dennoch für das Zelt. »Pukulpa ngalyanama ngurra nganampakutu – Willkom- men auf dem Land der Aborigines«, so beginnt der Text auf dem offiziellen Reisepermit, das wir für die Befahrung der Mereenie Loop kaufen. Der Mereenie Loop ist eine Piste, die den Kings Canyon mit dem Larapinta Drive und dem Namat- jira Drive im Westen von Alice Springs verbindet. Die tiefen, einst schlammigen, Fahrspuren sind betonhart getrocknet, es ist ein Grauen. Kein Tempo ist richtig, und ein beherztes Frustbeschleunigen bringt mich sofort zum längs- ten und scharfkantigsten Schlagloch, in das ich je gefahren bin. Ich springe über das Schlagloch auf die Kante, die Ga- bel schlägt durch, und ich spüre förmlich, wie sich die vor- dere Felge kaltverformt. Seltsa- merweise ist einer der ersten Gedanke, neben »verdammte Sch…, was soll denn das?«, der Satz, der im Touratech Katalog unter der Exel-Felge steht. »Eine Schwachstelle der F 800 GS sind die Felgen«. Diese Aussa- ge kann ich jetzt bestätigen. Mit leichter Delle im Vorderrad sind wir von nun an langsamer unterwegs. Alice Springs ist die erste »echte« Stadt, seit wir vor 3400 Kilometern Perth verließen. Wir übernachten hier, und mit vol- lem Tank und frischem Wasser starten wir gen Norden. An der Tankstelle treffen wir bei neun Grad und Regen ei- nen australischen Harleyfahrer. Ohne Regenzeug und war- me Klamotten kommt er schon so früh von Norden. Er ist un- terwegs nach Adelaide. Ich frage »How are you«, er lächelt und erwidert »It’s raining, it’s cold. I’m great.« Nach einem Besuch in der Wasserwelt der Katherine Gorge stehen die Magnetic Termite Mounds, exakt in Nord- Süd-Richtung ausgerichtete Termitenhügel im Litchfield Nati- onalpark, auf dem Programm. Während uns die Termiten- hügel nicht besonders beeindrucken konnten, stellt sich der Marrakai Track, eine Abkürzung, die wir in Richtung Kaka- du Nationalpark wählen, als Volltreffer heraus. Es dämmert bereits auf der recht ruppigen Schotterpiste, als immer mehr Kängurus in unser Blickfeld geraten. Ganze Herden grasen im Abendlicht. Vom schönen Corroboree Roadhouse sind es nur noch wenige Kilometer in den Kakadu Nationalpark. Wir besu- Weite erleben: im australi- schen Outback lernt man als Motorradfahrer völlig neue Dimensionen kennen.

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