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Touratech Travel Time 03_2013 deutsch

»Krieg, Mord und Verbrechen – das sind die Schlagzeilen, die auf dich einprasseln, wenn von Simbabwe oder Afrika im Allgemeinen berichtet wird. Das führt zu der Einschätzung, dass auf dem Schwarzen Kontinent nichts Gutes existieren könnte – außer tollen Tieren vielleicht. Die Realität, die ich erlebt habe, ist das genaue ­Gegenteil. Mit der F 800 GS un- terwegs zu sein, eröffnete mir eine komplett neue Welt. Ich spürte die Kühle, als wir durch das Hochland fuhren, atmete den Geruch des aufziehenden Gewitters und – das war das Wichtigste – schaute in die Augen von Tausen- den Simbabwern, die La Ola machten, winkten oder sonstwie unsere Aufmerksamkeit erregen wollten. Wenn wir hielten, näherten sich die Menschen zögernd, bis einer von uns sagte: »Hi, wie geht’s?« In diesem Moment überwäl- tigte uns eine wahre Flut aus Herzlichkeit. Die Menschen in Simbabwe sind die wärmsten, freundlichsten und großherzigsten Leute, die ich jemals getroffen habe. Ein Mann half mir, mein Zelt aufzubauen, ohne irgendetwas zu verlangen, und verschwand in der Nacht. Als er am nächsten Morgen zurückkam,bemerkte ich, dass er keine Schuhe anhatte.Ich gab ihm mein einziges Paar. Nicht aus Mildtätigkeit, sondern aus Respekt. Er hatte mir das Innerste seines Wesens offenbart, ein wahrhaft großer Cha- rakter. Und damit war er repräsentativ für alle Menschen, die ich auf dieser Tour durch dieses großartige Land getroffen habe. Simbabwe sollte viel bekannter sein, nämlich als eines der großartigsten Länder auf dieser Erde – wegen seiner Menschen«. »Vor unserer Abreise war Simbabwe terra ­incognita für mich. Ich konnte zwar gewisse Vorstellungen entwickeln, die auf zurücklie- genden Reisen in andere afrikanische Länder ­basierten. Doch als ich durch die goldene ­Savanne mit ihren Baobabs fuhr, erschien mir meine Heimatstadt Los Angeles als verschwom- mene Erinnerung einer Welt, die von Robotern übernommen und zugepflastert worden war. In Afrika wurden überwältigende Landschaften und entwaffnend freundliche Menschen im- mer mehr zur Selbstverständlichkeit, je weiter wir nach Norden fuhren, tiefer hinein nach Schwarzafrika. Trotz häufiger Begegnungen mit der Staats- macht war die grundsätzliche Freundlichkeit der Menschen überwältigend. Neugier, wer wir sind, wo wir hinwollen, mit was für Fahrzeugen wir unterwegs sind, prägte jede Unterhaltung, sei es im Dorf, auf dem Markt oder der Polizei- station. Ganz egal, wie abgelegen ein Ort war, stets kamen Menschen mit einem gastfreundli- chen Lächeln scheinbar aus dem Nichts, um uns zu begrüßen. Das Leben in Simbabwe ist eindeutig eine schwierige Herausforderung für die große Mehrheit. Dennoch ist die Lebensfreude der Menschen ungebrochen. Die Mühsal, die das Leben unter einem repressiven Regime für die Menschen bedeutet, ist schwer nachzuempfin- den. Umso erstaunlicher sind die Begegnungen mit ihnen. Ein Besuch in Afrika kann selbst dem Hart- herzigsten seinen Glauben in die Menschheit zurückgeben«. Kurt Yaeger Hollywood-Schauspieler und BMX-Pro-Fahrer BMW F 800 GS, Touratech-Fernreise- Umbau, 2010. Jon Beck Abenteuer-Fotograf aus Kalifornien BMW R 1150 GS Adventure, 1. Generation, 2002. 24 3 2013 SIMBABWEREISE des Mal, wenn sich mir ein fremder Mensch öffnet, bin ich dankbar für seinen Mut. All diese Erzählungen verschmelzen mit meinen eigenen Eindrücken. Dass dies immer nur eine Momentaufnahme sein kann, ist mir durchaus bewusst. Au- ßerdem erlebt man einen Ort anders, wenn man »nur« auf der Durchreise ist. Menschen vertrauen einem sogar Geheim- nisse an, weil sie wissen, dass man sie mitnimmt. Als ich 2001 zum ersten Mal in Simbabwe unterwegs war, stand das Land bereits an der Schwelle zum Abgrund. Es folgte die Zeit der Zwangsenteignungen. Vieles, was ich jetzt, auf dieser Reise höre, macht mich betroffen und traurig. Eine mutige Frau, die blieb, statt zu flüchten, erzählt, wie Tie- re vergiftet wurden, Mugabes Schlägertrupps das Volk terro- risierten, Regimegegnern Hände und Füße mit Äxten abhack- ten oder sie einfach verschwinden ließen. »Wie kann der Rest der Welt dabei zusehen? Warum hilft uns niemand?« Was soll ich ihr darauf antworten? Kurvenfeuerwerk in den Eastern Highlands Es ist spannend, wie sich die Szenerie innerhalb kurzer Zeit ändert. Waren wir vor wenigen Kilometern noch in trocke- nem Grasland mit riesigen Baobabs unterwegs, kurven wir jetzt durch immergrünen Nebelwald. 30 Kilometer südlich von Chipinge liegt der Chirinda Forest am Mount Selinda – ein kleines Fleckchen ursprünglichen Nebelwalds inmitten von Kaffeeplantagen und Äckern. Er wirkt so ganz anders als der Rest des Landes. Hier steht ein uralter Roter Mahagonibaum, der Big Tree. Der Baumriese soll zwischen 1000 und 2000 Jahre alt sein. Wie alt genau, weiß keiner, vielleicht, weil Alter gar nicht so wichtig ist. Affen turnen in den Baumwipfeln herum. Im Osten Simbabwes erhe- ben sich die Eastern Highlands auf einer Länge von 300 Kilo- metern. Es regnet. Unser Tages- ziel heißt Heaven, eine Moun- tain Lodge in Chimanimani. Tatsächlich kommt es uns am nächsten Tag vor, als ob wir in den Himmel führen. Wir fol- gen einer steinigen Piste durch die fruchtbaren Täler des Na- tionalparks nach Cashel. Die Wolken hängen tief; die Ber- ge sind zerklüftet; es ist ange- nehm kühl. Jon lässt einen gerösteten Käfer auf der Zunge zerge- hen (re.) Rechts von oben nach unten: Ausgebrannte Bus- oder Lkw-Wracks am Straßenrand sind in Sim- babwe keine Seltenheit. Auf dem Weg nach Kukon- je Island ziehen wir lange Staubfahnen hinter uns her. Zauberhafte Baobabs. Bottle stores sind stets eine gute Gelegenheit, um mit den Einheimischen ins Ge- spräch zu kommen.

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