Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download
ePaper created 2014-01-09, 08:22:40 | version 1.26.00
913 2013 WinterreiseSkandinavien Die ersten Kilometer in Skandinavien verlaufen nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Es regnet in Strömen, dicke Wolken hängen wie festgenagelt am Himmel und eine Besserung ist nicht in Sicht. Durch das milde Wetter ist vom erhofften Eis und Schnee auf den Stra- ßen leider noch nichts zu sehen. Winterbiken in Norwegen – ich hatte mich doch schlau gemacht! Dezember, der Mo- nat mit dem meisten Niederschlag. Meterhoher Schnee sei zu erwarten, Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. »Der Winter kommt dieses Jahr sehr spät, normalerweise haben wir um diese Jahreszeit einen Meter hoch Schnee!«, teilt mir ein Einheimischer mit. Von Oslo aus fahre ich stur gegen Norden und hoffe auf besseres Wintermotorradwetter. Erste Berglandschaften und weite Täler stimmen mich auf die lange Reise zum Nordkap ein. Kurz vor Trondheim gibt es dann endlich einen Grund, die Spikereifen aufzuziehen. Eine dicke Eisschicht bedeckt die Fahrbahn und ich gewöhne mich schnell an die besonde- ren Fahrbedingungen. Abseits der Hauptroute beginnt der wahre Winterspaß. Die Spikes beißen sich geradezu in den Untergrund. Ge- schwindigkeiten bis 100 km/h und selbst spektakuläre Drifts sind kein Problem. So mancher Autofahrer glotzt mich ver- dutzt an, wenn ich zum Überholmanöver ansetze. Ein Motorradfahrer hier oben zur Winterszeit? Mit so et- was rechnen die wenigsten. Ich bekomme Aussagen wie »Du bist ja ganz schön verrückt!«, »Warum denn im Win- ter?« oder »Das ist doch ganz schön gefährlich!«, zu hören. »Einen arktischen Winter, Dunkelheit, Schnee, Eis, Kälte und wunderschöne Polarlich- ter will ich erleben, und das so intensiv wie mög- lich«, antworte ich. Ver- ständnislose Augen bli- cken mich an. Norwegen zieht mich in seinen Bann. Ta- gelang dringe ich im- mer tiefer in die skandi- Die Spikes verleihen den Rei- fen auch bei extremen Straßen- verhältnissen noch beachtlichen Grip (gr. Bild). In den langen, eisigen Nächten bekommt die Wärme eines Lagerfeuers exis- tenzielle Bedeutung (links).