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Touratech Travel Time 01_15 deutsch

REISEZENTRALAMERIKA 89 nung der letzten Tage, macht der Euphorie Platz, endlich un- terwegs zu sein. Strammer Ostwind treibt weiße Wölkchen über den tiefblauen Himmel und beachtliche Wellen über den noch blaueren Lago Nicaragua. Auf der Panamericana, die entlang des riesigen Sees nordwärts verläuft, ist nur wenig Verkehr. Kunterbunte Ex-US-Schulbusse ziehen schwarze Ruß- wolken hinter sich her, zwei Ochsen ein rustikales Fuhrwerk mit plattfußresistenten Holzscheibenrädern und chinesische Mopeds feine weißblaue Dämpfe aus verbranntem Öl. In ­Nicaragua geht alles eine Spur gemütlicher zu. Sogar in Gra- nada, der schönsten Kolonialstadt des Landes, herrscht eine entspannte Ruhe. Die es allerdings nicht bis auf den täglichen Markt schafft. Hier pulsiert das Leben, es ist laut, hektisch, voll und es gibt alles von der Zahnbürste bis zur Kloschüssel, von der Ananas bis zum Motorradreifen. Lateinamerika pur. Zwei Wochen kreuzen wir durch das Land der Sandi- nisten, rumpeln über grobe Pisten und durch kleine saube- re Dörfer im zentralen Bergland, bewundern die bilderbuch- schönen Vulkane der Cordillera Los Marrabíos, schwatzen mit Fischern am Pazifik und staunen über das Geschick der Zigarrenroller in Estelí, bevor wir am ersten Weihnachtstag in Honduras einreisen. Nicaragua hat uns positiv überrascht. In Honduras wollen wir dagegen nicht lange bleiben, im Land mit dem zweifelhaften Superlativ der weltweit höchsten Mord­rate, fahren stattdessen lieber zügig weiter nach El Sal- vador, das in diesem Ranking »nur« Platz zwei erreicht. Ist es deshalb unsicher? Gefährlich? Wenn man im lukrativen Dro- gengeschäft mitmischen will, ganz sicher. Als Motorrad-Rei- sende dagegen treffen wir nur auf freundliche, neugierige und offene Menschen, die es Birgit und mir leicht machen, das Land zu mögen. Zwar ist El Salvador im Vergleich zu Nicaragua sehr dicht besiedelt, doch die riesigen Vulkane San Miguel, Gu- adelupe und Santa Ana, über sattgrünen tropischen Hügeln thronend, entschädigen für den ätzenden Verkehr auf der Panamericana. Sobald wir aber die Hauptschlagader ver- lassen, ist es schlagartig ruhig, umgarnen uns ländliche Idyl- le, wunderschöne historische Städte wie Suchitoto, die wei- che feuchte Hitze des dichten Waldes, und nicht mehr die Abgaswolken der »Panam«.

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