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Touratech Travel Time 02_15 deutsch

62 WEGGEFÄHRTENSZENE 2 2015 »Einfach nur authentisch« Reiner H. Nitschke Am Anfang stand ein rechteckiges KästchenmitderBezeichnungIMO200-T. Es könnte heute gut neben einem Sinclair ZX 81 im Technikmuseum stehen. Ein Bord- computer, der vor zweieinhalb Jahrzehnten nicht nur Parameter wie Wegstrecke, Tem- peraturen, Höhen und Verbrauch anzeigte, sondern auch dem Spieltrieb von uns Mo- torradfahrern schmeichelte. Sein Schöpfer, der gelernte Elektroni- ker Herbert Schwarz, hatte bereits auf sei- ner Algerienreise im Jahr 1986 mit einem Fahrrad-Tacho experimentiert, was den Tüftler allerdings nicht so ganz zufrieden stellte. Angeregt zur Sahara-Tour, die da- mals ohne Navi und Satellitentelefon tat- sächlich noch ein Abenteuer war, wurde Herbert durch meine zweiteilige Reporta- ge im TOURENFAHRER. Er habe sich da- mals sogar vergeblich beim TF beworben, behauptet er gerne augenzwinkernd. Wenn dem tatsächlich so ist, dann haben wir da- mals eine krasse Fehlentscheidung getrof- fen. Denn der IMO-Erfinder sollte sich in den folgenden Jahren zu einer der promi- nentesten Persönlichkeiten der weltweit ver- netzten Motorrad-Szene entwickeln. Richtig kennen gelernt haben wir uns eigentlich erst beim großen Biker- Blues-Festival anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des TOURENFAHRER, also vor knapp 15 Jahren. Herbert schlief damals – als einziger der eingeladenen Industriever- treter – neben der Burg Satzvey im Zelt. Ein kleines Detail, aber symptomatisch. Denn sein authentisches Auftreten ist neben dem Gespür für interessante Produkte das »Be- triebsgeheimnis« der Firma Touratech. Dazu gehören auch seine alljährli- chen großen Reisen, für die er immer wie- der außergewöhnliche Ziele und Strecken aussucht. Und bei denen er neue Produk- te intensiv testet. Seit einigen Jahren sogar Vorserienmodelle von BMW. Viele seiner aufregenden Touren durch die entlegens- ten Winkel der Erde hat er in spannenden Reportagen im TOURENFAHRER dokumen- tiert. In den letzten Jahren unterstützt von seiner Lebenspartnerin Ramona, die in ih- rem »früheren Leben« die Welt komplett um- rundet hat, mit dem Motorrad versteht sich. Dass bei den häufigen Auslandsaufent- halten die Firma nicht leidet, verdankt Her- bert seinem kongenialen Partner Jochen Schanz, der das gemeinsame Unterneh- men führt, wenn es für Ramona und Her- bert mal wieder durch Urwald oder Wüs- te geht. Ich habe Jochen mal gefragt, ob er nicht ein wenig neidisch sei, wenn sein Kol- lege mal wieder das Abenteuer sucht, und er in der süddeutschen Provinz die Stellung halten muss. Mit einem zufriedenen Grin- sen im Gesicht konnte Jochen glaubwür- dig verneinen. Die großen Touren von Her- bert gehörten vielmehr zum Kern der Marke Touratech. Um eine solche handelt es sich mittlerweile zweifelsohne. Und zwar eine, die weltweit Furore macht. Egal, wo du hin- kommst, ob nach Ulan Bator oder Alice­ Springs, auf den Altiplano oder auf die Baja California, überall begegnen dir Mo- torräder mit Touratech Aufklebern und Zu- behör aus Niedereschach. Dieses kleine Städtchen im Süden des Schwarzwalds ist dank der immens gewachsenen Manufaktur zu einer weltweit bekannten Landmarke geworden. Alljähr- lich versammeln sich hier ein paar Tausend Motorradreisende, von denen nicht wenige aus fernen Kontinenten kommen, um am Travel Event teilzunehmen. Natürlich han- delt es sich dabei nicht nur um ein Lager- feuer-Treffen. Für Touratech ist es ein gi- gantischer Marketing-Event, bei dem auch die Kasse des riesigen Fabrik-Ladens kräf- tig klingelt. Und nicht selten gibt Herbert persönlich den kompetenten und geduldi- gen Verkaufsberater. Wer zuvor noch eine Werksbesichtigung macht, kann sich von der enormen Fertigungstiefe überzeugen. »Made in Germany« ist hier tatsächlich kei- ne hohle Phrase. Aus der einstigen Bastelbude ist eine Vorzeigefirma geworden, mit imposantem Maschinenpark, den Jochen und Herbert nicht ohne Stolz schon den motorradfahrenden Bundestagsabgeord- neten vorgeführt haben. Dass man im In- dustrieverband Motorrad (IVM) als erster Zubehörhersteller Fuß fasste, zeigt einmal mehr, dass die beiden clevere Netzwerker sind. Das waren sie schon vor Facebook & Co. Klar, dass man heute die ganze Klavia- tur des Internets beherrscht. Trotzdem setzt man weiterhin auf klassische, nachhaltige Medien. So ist der gedruckte Jahreskata- log ein schwerer Backstein und ein massi- ves Statement für die Wirkung von »Print«. Auch Travel Time gibt Zeugnis von Herberts Leidenschaft für schön gedruckte Texte und Bilder, die die Faszination Motorradfahren kommunizieren. Foto: Reiner H. Nitschke Reiner H. Nitschke ist Journalist und Verleger. Mit der von ihm ins Leben gerufe- nen Zeitschrift TOURENFAHRER, die er bis heu- te als Chefredakteur mit großer Leidenschaft führt, begründete Reiner im Jahr 1981 (die ers- ten Ausgaben erschienen noch unter dem Titel »Motorrad Reisen«) ein komplett neues Segment der deutschen Presselandschaft. Generationen von Motorradreisenden wurden von den großen Reisereportagen und den anspruchsvollen Hin- tergrund-Stories des TF geprägt. Weitere Informationen unter www.tourenfahrer.de 22015

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