REISE | AUS ALLER WELT aufzuhören und zurückzukommen, sobald die Mittel aufgebraucht sind. Nach diesem Sprung ins Ungewisse begann die Welt, ihre Türen für mich zu öff nen. Am 23. Februar dieses Jahres lande- te ich in Afrika, Namibia, und freute mich auf den zweiten Abschnitt meiner Afrikareise. Am nächsten Tag, dem 24. Februar, wachte ich mit der Nachricht auf, dass der Krieg in der Ukraine begonnen hatte. Er hat das Leben vieler Menschen, einschließlich meines eigenen, in ein »Vorher« und ein »Nachher« geteilt. Und es wird nie mehr dasselbe sein. Es mag den Anschein erwecken, dass es mich so sehr betroff en hat, weil es mein Land ist, und das ist defi nitiv so. Aber so wie ich es sehe, ist es viel mehr. Es ist nicht nur der Versuch, die Ukraine zu zerstören, son- dern vor allem der Versuch, den Wert der Freiheit zu zerstören, etwas, mit dem je- der Motorradfahrer etwas anfangen kann. Und es kann die ganze Welt betreff en und tut es auch schon. Ich weiß nicht, wie sich meine Reise verändern wird, ich weiß nur, dass ich auf jede erdenkliche Weise dazu beitragen will, meinem Land und meinem Volk zu helfen. NACHTRAG Kurz vor Redeaktionsschluss erreichte uns die Nachricht, dass Anna ihre Maschi- ne in Namibia zurückgelassen hat und ihre Reise auf unbestimmte Zeit unterbro- chen hat. Sie ist in die Ukraine zurückge- kehrt und hat sich einem Freiwilligen-Ba- taillon angeschlossen, um ihre Heimat zu verteidigen. Vor gut acht Jahren, im Juli 2013, be- schloss ich, mein normales Leben hinter mir zu lassen und mit meinem Motorrad eine Reise um die Welt zu machen. Die ursprüngliche Idee war, in zwei Jahren alle Kontinente zu bereisen und dann in meine Heimat, die Ukraine, zurückzukeh- ren. Aber im Laufe der Tage und Monate auf der Straße wurde mir klar, dass dies für mich mehr als nur eine Reise ist, es ist meine Art zu leben. Aus zwei Jahren wur- den drei, dann vier, fünf... Nachdem ich die Welt umrundet hatte, spürte ich, dass ich immer noch hungrig nach mehr Ein- drücken, Entdeckungen, mehr Begegnun- gen mit Menschen, mehr Magie auf der Straße war. Ich spürte, dass es noch nicht an der Zeit war, aufzuhören und sich nie- derzulassen. Also beschloss ich, weiterzu- fahren und die Welt erneut zu umrunden, diesmal gegen den Uhrzeigersinn. Manche Leute sagen, dass ich mich in einem endlosen Urlaub befi nde. Und obwohl ich zustimme, dass es schön ist, was ich tue, und etwas, das ich mir selbst ausgesucht habe, würde ich es nicht als Urlaub bezeichnen. Mein Leben ist genau- so normal wie das aller anderen: Ich habe meine Höhen und Tiefen, ich arbeite, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ich schließe Freundschaften und knüpfe Kontakte, ich lerne und lehre, ich sammle Erfahrungen und gebe sie weiter, ich arbeite hart und entspanne mich dann, genau wie jeder andere auch. Der einzige Unterschied besteht darin, dass ich das alles nicht an einem bestimmten Ort tue, sondern ständig in Bewegung bin. Andere sagen, dass ich Glück habe, so zu leben, wie ich es tue. Und ich sage, dass es eher eine Entscheidung ist. Das ist meine wichtigste Botschaft an die Men- schen, die ich treff e: Man muss auf sein Herz hören und dem folgen, was es einem sagt. Das ist sehr einfach und doch das Schwierigste im Leben. Denn es gibt so viele Ausreden oder Gründe, warum wir es nicht tun können. Als ich meine Reise begann, hatte ich genug Geld für ein paar Monate, wenn ich sparsam lebte. Und ich war bereit, AUSRÜSTUNG Anzug Compañero World Traveller, Helm Aventuro Rambler Rallye, Handschuhe Guardo Desert+, Stiefel Destino Touring2 HDry. Edel- stahl-Kofferträger, Alukoffer ZEGA Pro und ZEGA Pro Topcase, Innentaschen für ZEGA Koffer, Gepäckträgertasche, Benzinkanister plus Adapterplatte für ZEGA Koffer, Motor- schutz Expedition KONTAKT YouTube: www.youtube.com/user/grechishkina Website: www.ihaveadream.travel FaceBook: www.facebook.com/IHaveADreamTravel Instagram: www.instagram.com/anna_grechishkina Mittlerweile hat sich Anna Grechishkina einem Freiwilli- gen-Bataillon in der Ukraine angeschlossen (o.). Immer ganz nah dran an den Menschen: Anna erläutert Schulkindern in Namibia ihre Reiseroute (u.). 105