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Touratech Travel Time 01_2016

15 TECHNIK HONDA AFRICA TWIN 1 2016 Hoch über der französi- schen Landschaft zeich- net sich allmählich der prächtig leuchtende Gip- fel des rund 2000 Meter ho- hen Mont Ventoux ab. Anstatt dem durchweg kurvigen As- phalt der berühmten Tour de France-Route zu folgen, ent- scheidet sich unsere kleine Gruppe, auf unbefestig- ten Wegen die Bergspit- ze zu erklimmen. Bäume und Buschwerk dünnen bald aus, bis der Blick ungehindert über eine karge Landschaft aus blankem, leuchtend weißem Kalkstein schweift. Die steilen Abhänge, die hinter na- hezu jeder Schotterkurve drohen, ma- chen uns keine Angst. Unsere Motor- räder, drei Honda Africa Twins (zwei 750er, eine nagelneue 1000er), ver- mitteln Sicherheit auch in diesem schwierigen Terrain. Neuauflagen von Motorradklas- sikern bleiben oft hinter den hoch- gesteckten Erwartungen zurück. Wir wollen herausfinden, ob die neue CRF 1000 L dem Erbe der legendären Africa Twin gerecht wird. Die Wurzeln der Africa Twin reichen zurück bis zur sagenumwobenen NXR- 750, die in den späten 1980er Jah- ren gleich viermal als Erste über die Ziellinie der Paris-Dakar fuhr. 1988 kam dann die XRV 650 auf den Markt, die konzeptionell an diese Rallye­ maschine anknüpfte. Meh- rere Modellüberarbeitungen in- klusive Hubraumaufstockung auf 750 Kubikzentimeter opti- mierten die Africa Twin, bis das­ STATEMENT GUIDO BERGMANN ALTE LIEBE 1989 hat die erste Twin meine kompletten Ersparnis- se geschluckt. Dafür hat sie mich mehr als 200.000 Kilo- meter weit in die wüstesten Winkel des Planeten getra- gen. Wir waren voll bepackt auf dem Mont Chaberton, parkten unter Kokospalmen und frästen kreuz und quer durch die Sahara. Bis die abgewetzte XRV 650 irgend- wann einem Hardcore-Eintopf weichen musste, weil ich auch die ganz großen Dünen erklimmen und gele- gentlich mal auf dem Hinterrad fahren wollte. Und weil ­Honda die Africa Twin jämmerlich sterben ließ. Jetzt ist sie endlich zurück, und ich muss sehr tapfer sein, um der CRF 1000 L mit professioneller Neutralität zu be- gegnen. Denn sie fühlt sich an wie Nachhausekommen. Das Pulsieren des Motors, die Sitzposition, das exzellent ausbalancierte Fahrwerk – ich bin wieder ein bisschen verliebt. Leider ist die Neue auch genauso zugebaut wie früher, das Cockpit trägt den Charme der Tamagotchi- Ära, und bei über 230 Kilo fahrfertig muss man wieder verdammt gut überlegen, wo man im Gelände hinmöch- te. Aber wie früher geht dann viel mehr als man glaubt. Und heute kann die Africa Twin sogar auf dem Hinterrad fahren. Der Dauertest wird sicher herrlich. Guido Bergmann ist Stellvertretender Chefredak- teur bei der Zeitschrift MOTORRAD NEWS. Infos zu aktuellen Tests unter www.motorrad.net Modell 2003 eingestellt wurde. Auf dem Gebrauchtmotorradmarkt sind selbst betagte ATs nach wie vor heiß begehrt, da sind die Erwartungen an das Nachfolgemodell natürlich extrem hoch. Auf den ersten Blick wird das Er- scheinungsbild der neuen Africa Twin wohl niemanden enttäuschen, der mit der Geschichte dieses Bikes vertraut ist. Ein niedriger Vorderradkotflügel unter einer schnabellosen, rahmenfes- ten Verkleidung sorgt für eine schnör- kellose und unverbaute Optik, die selbst Gelegenheitsfahrer inspirieren könnte, die Wüste zu erobern. Klar ist aber auch, die neue Africa Twin ist keine Rallye-Maschine, auch Der robuste Motorschutz hält selbst heftigen Steinbeschuss von der Unterseite des Triebwerks ab. Der Edelstahlbügel schützt bei seitlichen Remplern aber auch bei Umfallern (l.) Die extrabreiten, gezackten Fußrasten verleihen sicheren Stand auch mit grobem Schuhwerk. 12016

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